Halophänomen am 20. März 2024 am Mond

Großwetterlage

Hoch "Markus" bestimmte an diesem Tag das Wettergeschehen über Mitteleuropa. Mit südwestlichen Winden wurde dabei eine warme Tropikluft herangeführt. Unterstützt wurde das ganze in der Höhe durch Warmluftadvektion. In der oberen Troposphäre wurde dabeu auch einiges an Feuchte herangeführt, sodass sich dort Eiswolken in Form von Cirrus und auch zunehmend Cirrostratus bilden konnte.

Das Phänomen

Tagsüber war noch nicht groß Haloaktivität vorhanden, da es die meiste Zeit noch wolkenlos war. Erst gegen Nachmittag zog Cirrus auf, welcher ab dem Abend zunehmend zu Cirrostratus wurde. Halos gab es an der Sonne vorher noch nicht wirklich, einzig ein Abendrot an dem Cirrostratus gab es (siehe dafür das Wettertagebuch März). Erst am Mond ging dann die Haloaktivität los. Bereits nach der ersten Sichtung konnte ein 22°-Ring gesichtet werden, sehr deutlich sogar. Zur besseren Beobachtung ging es dann ins Feld, wo möglichst wenig Licht störte. Denn im Gegensatz zu Halos an der Sonne sind Halos am Mond aufgrund der geringeren Helligkeit schwieriger zu beobachten.
Auf dem Weg in das Feld fiel auf, dass es sich nicht nur um den 22°-Ring, sondern auch um den umschriebenen Halo handelte, denn der Halo um den Mond war nicht kreis-, sondern ovalförmig. Im Feld angekommen dann die nächste Überraschung: der Horizontalkreis zeigte sich eindeutig, fast vollständig! Wie das ganze in etwa visuell aussah, soll mit folgendem Bild demonstriert werden:

Und genau da sind wir bei einem anderen Punkt: um den Mond fiel auch eine kreisförmige Auffhellung auf: der 9°-Ring.
In den Fotos wurde festgestellt, dass keine Nebensonnen vorhanden waren, der Horizontalkreis muss also an Säulenkristallen entstanden sein. Dass Säulenkristalle an großer Zahl vorhanden waren, wurde dann klar, als der umschriebene Halo in den Fotos vollständig war:

Innerhalb des 22°-Rings zeigte sich links neben dem 9°-Ring auch sehr schwach der 18°-Ring. Der 22°-Ring war übrigens auch vollständig, was ja schon recht selten ist, doch auch der Horizontalkreis war es! Im folgenden Bild mit Unschärfemaske bewiesen:

Das ist wirklich sehr selten, da dafür ausreichend Kristalle vorhanden sein müssen. Da es offensichtlich war, dass es sich hierbei ausschließlich um Säulenkristalle handelte, wurde nach weiteren Halos gesucht, welche ebenfalls durch Säulenkristalle entstehen können. Unter anderem zählen dazu der Supralateralbogen und die Infralateralbögen. Für ersteren stand der Mond bereits zu hoch, sodass dieser nicht mehr entstehen konnte. Anders bei den Infralateralbögen und tatsächlich konnte ein linker Infralateralbogen über den Bäumen nachgewiesen werden:

Warum der rechte Bogen nicht dabei war, ist nicht ganz klar, vermutlich waren zu dem Zeitpunkt in dem Bereich wohl keine Säulenkristalle vorhanden. Dafür wurden später bei Aufnahmen in den Zenit weitere Halos entdeckt: der 46°-Ring und ein sehr schwacher Parrybogen. Interessant war, dass letzerer sehr schwach ausfiel, doch verwunderlich ist es nicht. Für Parrybögen müssen die Säulenkristalle doppelt ausgerichtet sein, offensichtlich war die Mehrzahl aber nur einfach ausgerichtet. Außerdem ist nicht ganz klar, ob es sich nicht vielleicht auch um den 23°-parryförmigen Bogen gehandelt haben könnte, da ja auch 9°- und 18°-Ring nachweisbar waren und somit pyramidale Eiskristalle vorhanden waren. Hier das Bild, wo 46°-Ring und Parrybogen vorhanden waren:

Und nochmal mit Beschriftung der Halos:

Nach einer weiteren Kameraschwenkung zu den Bereich unterhalb des Mondes zeigten sich jetzt beiden Infralateralbögen:

Und nochmal mit Beschriftung der Halos:

Man kann sogar erahnen, dass beide Infralateralbögen miteinander verbunden sind. Der Mond stand zu dem Zeitpunkt fast 65° hoch, ab etwa 60° schließsen sich tatsächlich die beiden Bögen zu einem Bogen zusammen, sodass man eher von Infralateralbogen sprechen muss.
Die Sensation kam aber erst noch, als sich zwei sehr seltene Halos nachweisen ließen, welche ebenfalls durch Säulenkristalle entstehen: Wegeners und Trickers Gegensonnenbogen (wobei man hier eher von Gegenmondbogen sprechen müsste, da die Halos nicht an der Sonne, sondern am Mond auftraten). Diese beiden Halos sind extrem selten, da sie nur sehr schwach sind. Schwach deswegen, weil eine Vielzahl an Säulenkristallen vorhanden und die Wolkendecke auch noch sehr dünn sein muss. Beides war tatsächlich an diesem Abend gegeben (zumindest konnte daraus geschlossen werden, was die Anzahl der Kristalle betraf) und somit konnten tatsächlich diese beiden extrem seltenen Halos nachgewiesen werden:

Und nochmal das ganze mit Beschriftung der Halos:

An diesem Abend traten somit folgende Halos auf: Macht insgesamt 10 Haloarten, was somit zu einem größeren Halophänomen zählt. Die Halos sind bewusst in dieser Reihenfolge aufgelistet: 22°- und 46°-Ring entstehen an willkürlichen Eiskristallen, wobei die Kristallart keine Rolle spielt. Die nächsten fünf Halos entstehen durch Säulenkristalle, 9°- und 18°-Ring an pyramidalen Eiskristallen. Der Parrybogen wurde zum Schluss aufgelistet, da nicht ganz klar war, ob es sich um den Parrybogen tatsächlich handelte oder ob es vielleicht doch der 23°-parryförmige Bogen war, welcher an pyramidalen Eiskristallen entsteht. Das bleibt also noch ein Rätsel.
Erstaunlich war auch die Langlebigkeit des Phänomens, denn es konnte über zwei Stunden beobachtet werden, was schon sehr selten ist. Erst gegen Mitternacht schwächte es sich dann ab und es blieben der 9°- und 22°-Ring übrig, wobei auch noch Teile des umschriebenen Halos vorhanden waren. Alle anderen Halos waren nicht mehr nachweisbar.